CAPOEIRA
Die Geschichte des Sklavenaufstandes ist auch die Geschichte der Capoeira. Nach der Abschaffung der Sklaverei blieb der Ruf von Rebellion und Aufstand an der Capoeira haften. Wie, warum und wo genau die Capoeira entstanden ist weiss niemand, aber es gibt verschiedene pausibel erscheinende Legenden und Theorien dazu.
Eine Theorie sagt, dass die Capoeira durch den Einfluss vieler verschiedener Stämme entstand, quasi nach dem Motto “Tänzer plus Krieger plus Musik gleich Capoeira”. Dabei soll die Capoeira nicht als Tanz getarnt worden sein, da auch Tänze verboten waren, um jegliche Identifizierung der Sklaven mit einer Kultur zu unterbinden. Dadurch sollen die Sklaven besser kontrollierbar gewesen sein.
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1788
wurde die Sklaverei in Brasilien abgeschafft. Der Markt wurde von Arbeitskräften überschwemmt, so dass die Schwarzen immer noch am Rande der Existenz lebten und mehr oder weniger in die Illegalität abgedrängt wurden. In dieser harten Zeit war Capoeira so ziemlich die einzige Möglichkeit sich zu wehren.
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In der Kaiserzeit
(1840-1889)
war die Capoeira noch nicht explizit verboten, die Capoeiristas wurden dennoch verfolgt und beispielsweise wegen Störung der öffentlichen Ordnung verhaftet. Zwischen 1865 und 1870 wurden viele Capoeiristas für den Krieg gegen Paraguay zwangsrekrutiert.
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Von der Polizei
wurde ironischerweise selbst vorzugsweise Capoeiristas be-nutzt um selbige einzusperren. Den Höhepunkt erreichte dies, als Major Nunes Vidigal, selbst ein ausgezeichneter Capoeirista, Anfang des 19. Jahrhunderts der Palastwache vorstand. Seine Brutalität erlangte bald traurige Berühmtheit und taucht in mehreren Liedern auf. Um 1920 profilierte sich in Bahia ein Polizei-kommandant namens Azevedo Gordilho, indem er Reiter-schwadrone gegen Capoeiristas einsetzte. Er galt in dieser Zeit als grösster Feind der Capoeira und taucht in einigen Liedern als Pedrino auf.
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Die damalige Capoeira
ist allerdings nicht mit der heutigen zu vergleichen, sondern vielmehr als eine Art Strassen-kampftechnik zu begreifen.
Capoeiristas taten sich in Banden (sogenannten Maltas) zusammen und beherrschten ganze Strassen-viertel. Dabei kämpften sie gegen rivalisierende Maltas und die Obrigkeit.
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In der Republik
ab 1989
gab es schliesslich einen Capoeira-Paragrafen, der die Ausübung der Capoeira mit Verbannung von sechs Monaten bis zwei Jahre bestrafte. Einer der Gründe für dieses Verbot liegt darin, dass die Capoeiristas als Monarchisten angesehen wurden, die sich aus Dankbarkeit für die Befreiung der Sklaven der Krone verpflichtet fühlten. Ausserdem wurde Capoeira mit Kriminalität gleichgesetzt. In dieser Zeit wurde die Capoeira stark in den Untergrund gedrängt und nur noch in Rio de Janeiro, Recife und Salvador da Bahia praktiziert.
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Capoeira Schulen,
oder auch Academias,
wurden nach einiger Zeit still-schweigend geduldet, so auch die von Mestre Bimba. 1937 tauchte in der Schule von Bimba die Polizei auf und nahm ihn mit. Er wurde aber nicht verhaftet, sondern zum Staatsoberhaupt Getulio Vargas gebracht, dem er diesen “Kampftanz” vorführen sollte. Vargas gefiel diese Vorführung so gut, dass er das Verbot aufhob und die Capoeira als nationalen Sport etablieren wollte. Trotz dieses Erfolgs blieb Capoeira lange Zeit in den Elendsvierteln und Slums in Brasilien.
GRADUIERUNG IN DER CAPOEIRA UNIÃO
Beim jährlich stattfindenden Fest „Batizado“ („Taufe“) genannt, wird den neuen Schülerinnen und Schüler die Corda (der Gürtel) verliehen. Für bereits graduierte Schüler heisst das Fest „Troca de Corda“ (Wechsel der Corda), da sie ihren Gürtel gegen einen neuen auswechseln.
Das Graduationssystem symbolisiert den Fortschritt des Capoeirista. Die Corda erhält man nicht durch das Abschliessen einer Prüfung, vielmehr wird die Entwicklung in den verschiedenen Teilbereichen wie z.B. Technik, Malicia, Instrumente, Disziplin, Verantwortungsbewusstsein usw. beobachtet. Dieses System fördert die Individualität und Kreativität, damit jeder die Möglichkeit hat sein eigenes Capoeira zu entwickeln. Gleichzeitig soll es die Schülerinnen und Schüler motivieren, jede Stufe bewusst zu erleben.
Aluno
1. Hellgrün
2. Hellgrün / Dunkelgrün
3. Dunkelgrün
4. Hellgrün / Gelb
5. Dunkelgrün / Gelb
Dieser Grad bezeichnet die Grundstufen der Capoeira. Hier erlernen die Schüler die Basistechniken, lernen die Instrumente zu spielen, Lieder zu singen und bringen sich aktiv in die Roda mit ein.
Monitor
6. Gelb
Der Monitor muss lernen wie er sein Wissen weitergeben kann. Er beschäftigt sich mit dem Leiten eines Trainings und kann dies auch mit der Genehmigung eines Professors leiten
Instrutor
7. Gelb / Blau
Der Instrutor sollte schon Erfahrungen im Leiten eines Trainings haben und es auch selbständig leiten können. Er beginnt immer mehr Verantwortung zu übernehmen und nimmt eine Vorbildfunktion innerhalb der Gruppe ein.
Aluno Formado
8. Blau
Aluno Formado heisst soviel wie „Geformter Schüler“. Er kennt nicht nur die Techniken der Capoeira sondern kann auch alle Instrumente spielen, Lieder singen, ein Training zusammenstellen und leiten. Er sollte sich auch mit der Geschichte der Capoeira auseinandersetzten und lernen zu verstehen was Capoeira für ihn bedeutet.
Professor
9. Dunkelgrün / Blau
10. Dunkelgrün / Gelb / Blau
11. Dunkelgrün / Gelb /
Blau / Weiss
Als Professor sollte man seinen Weg innerhalb der Capoeira gefunden haben, aber ihn dennoch weiterhin studieren. Es geht darum Erfahrungen zu sammeln, Wissen zu Teilen und sich vermehrt mit sich selber und der Capoeira zu befassen.
Mestrando
12. Dunkelgrün / Weiss
13. Gelb / Weiss
14. Blau / Weiss
Der Mestrando befindet sich in einer Übergangsphase zwischen Professor und dem höchsten Grad. Er muss seine Fähigkeiten unter Beweis stellen und zeigen, dass Capoeira für ihn nicht nur ein Sport ist, sondern die Lebensphilosophie.
Mestre
15. Weiss
Als Mestre hat man den höchsten Grad erreicht. Man lebt Capoeira, gibt sein Wissen weiter und hat auch gemerkt, dass man immer noch Neues lernen kann.